Salomon Neumann wurde am 22. Oktober 1819 im pommerschen Pyritz als Kind einer jüdischen Kleinhändlerfamilie geboren. Er legte 1838 in Berlin das Abitur ab und studierte anschließend Medizin an den Universitäten zu Berlin und Halle-Wittenberg, wo er 1842 promovierte. In Wien und in Paris, den damaligen Zentren der modernen Schulmedizin, erweiterte er seine Kenntnisse bevor er sich 1845 in Berlin als Arzt niederließ.
Wenig später, im Jahr 1847, mischte sich Neumann mit dem hier vorliegenden Buch »Die öffentliche Gesundheitspflege und das Eigenthum« ein in die Debatte um eine Medizinalreform in Preußen. Einer seiner Mitstreiter in dieser Zeit war der Pathologe Rudolph Virchow (1821–1902), mit dem Salomon Neumann eine lebenslage Freundschaft verband. Nach der gescheiterten Revolution von 1848, die auch das Ende einer demokraktischen und sozial verfassten Gesundheitsreform bedeutete, engagierte sich Neumann im Berliner Gesundheitspflegeverein. Aus den gesammelten Daten, die die Ärzte dieses Vereins zusammentrugen, publizierte er regelmäßige Berichte über Mortalität und Krankheitsverteilung. Dies stellte die erste wissenschaftlich fundierte, medizinische Gewerbestatistik in Deutschland dar.
Zur Mitte des 19. Jahrhundert galt Berlin als die schmutzigste und ungesundeste Metropole der Welt, ohne ein eigenes städtisches Krankenhaus, ohne Kanalisationssystem für die Abwässer und einer nur unzureichenden Trinkwasserversorgung. Das rief den sozial engagierten Mediziner Neumann auf den Plan. Im Dezember 1858 kandidierte er erstmals und erfolgreich für einen Sitz im Berliner Kommunalparlament. Als Stadtverordneter verschrieb sich Salomon Neumann in den folgenden 46 Jahren besonders der hygienischen Modernisierung Berlins. Bis zur Jahrhundertwende 1900 entwickelte sich Berlin zum weltweiten Vorbild in Fragen großstädtischer Hygiene.
Im Jahr 1861 organisierte Salomon Neumann die Volkszählung in der Stadt Berlin. Für die Zählung entwickelte er ein System mit Zähl- und Kontrolllisten, das die Erhebung von Sozialdaten und deren Nutzung durch die Kommune ermöglichte. Die Zählung, durchgeführt unter Beteiligung von mehr als 7.400 freiwilliger Helfern (bei einer Gesamteinwohnerzahl von weniger als 550.000), verlief so erfolgreich, dass Neumanns Organisationsprinzipien in der nächsten Volkszählung von mehreren preußischen Großstädten übernommen wurden.
1905 erlitt Neumann einen Schlaganfall und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Am 20. September 1908 starb Salomon Neumann. Während Neumanns Verdienste als Kommunalpolitiker und Statistiker heute – zu Unrecht – fast vergessen sind, halten die Sozialmediziner die Erinnerung an den engagierten Arzt weiterhin wach. Seit 1986 verleiht die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) mit der »Salomon-Neumann-Medaille« jährlich eine Auszeichnung an Personen und Institutionen, die die Anliegen der Sozialmedizin befördern.